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Valparaísos Berggipfel beschlossen, die Menschen abzuschütteln, die Häuser abzulösen, damit sie ins Schwanken gerieten an den Hängen, die der Ton rötet, die die goldenen Fingerhüte vergolden, die die Wildwuchsnatur mit ungeselligem Grün färbt. Aber Häuser und Menschen klammerten sich an die Höhe, sie wanden sich, nagelten sich fest, plagten sich, richteten sich nach der Senkrechten, hängten sich mit Zähnen und Krallen an jeden Steilhang. (...) Ich habe zwischen diesen aromatischen, verletzten Hügeln gelebt. Es sind saftige Hügel, auf denen das Leben pulsiert in endlosen Ausläufern, in unergründlichen Schneckenwindungen und Krümmungen einer Trompete. In einer Spirale erwartet dich ein orangefarbenes Karussell, ein absteigender Mönch, ein kleines Mädchen, das in seiner Wassermelone versinkt, ein Wirbel von Matrosen und Frauen, eine Krambude mit verrostetem Eisenzeug, ein Miniaturzirkus, dessen Zelt nur Platz hat für den Schnauzbart des Dompteurs, eine Leiter, die zu den Wolken steigt, ein Fahrstuhl, der auffährt mit einer Ladung Zwiebeln, sieben Esel, die Wasser befördern. (...)

Doch diese Hügel haben tiefgründige Namen. Zwischen diesen Namen zu reisen, ist eine nie endende Reise, denn die Reise Valparaísos endet nicht in der Erde und nicht im Wort. Fröhlicher Hügel, Falter-Hügel, Palanco-Hügel, Hügel des Spitals, des Tischchens, des Hauswinkels, des Takelwerks, der Töpferwaren, der Zwergeiche, der Calahuala, des Litre, der kleinen Windmühle, der Mandelbaumpflanzung, der Eulen, der Nachtigallen, von Acevedo, des Espartograsfelds, des Gefängnisses, der Füchse, der Doña Elvira, von Sankt Stefan, von Astorga, der Esmeralda, des Mandelbaums, von Rodríguez, der Artillerie, der Milchkühe, der Empfängnis, des Friedhofs, des Distelhains, des Kronenbaums, des Englischen Spitals, des Palmbaums, der Königin Viktoria, der Eiche, des heiligen Johannes vom Gott, von Pocuro, des Schlupfhafens, vom Ziegenfleischstand, von Biskayen, des Don Elías, des Kaps, des Rieds, des Wartturms, der Weinlauben, des Quittenbaums, des Rinds, von Florida. Ich kann unmöglich so viele Orte besuchen. Valparaíso bedarf eines neuen Meerungeheuers, eines Achtfüßlers, der es zu durcheilen vermag. Ich nutze seine Unermesslichkeit, seine intime Unermesslichkeit, aber es gelingt mir nicht, seine vielfarbene Rechte zu umfassen, sein linkisches Keimen, seine Höhe und seinen Abgrund. Ich folge allein seinen Glocken, seinen Schwingungen und seinen Namen. Besonders seinen Namen, denn sie haben Wurzeln und Wurzelkraft, Luft und Öl, Geschichte und Werke: ihre Silben haben Blut.

Pablo Neruda, aus den Memoiren „Ich bekenne, ich habe gelebt“